The World Mirrors The Soul And The Soul Mirrors The World


Image of the WeekDie Welt widerspiegelt die Seele und die Seele widerspiegelt die Welt.
von Alan Watts

Wenn du eine Weile still sitzt, völlig entspannt, und deine Gedanken weiterlaufen lässt, deinen Geist an alles denken lässt, was er will, ohne dich einzumischen, ohne Vorschläge zu machen und ohne irgendein Hindernis für den freien Gedankenfluss zu schaffen, wirst du bald feststellen, dass mentale Prozesse ein eigenes Leben haben. Sie rufen einander durch Assoziation an die Oberfläche des Bewusstseins, und wenn du dem keine Schranken setzt, wirst du bald alle möglichen Dinge denken, sowohl fantastische als auch schreckliche, die du normalerweise aus deinem Bewusstsein fern hältst.

Im Laufe der Zeit wird dir diese Übung zeigen, dass du in dir die Potentialität unzähliger verschiedener Wesen hast - des Tieres, des Dämons, des Satyr, des Diebes, des Mörders -sodass du mit der Zeit spüren kannst, dass dir kein Aspekt des menschlichen Lebens fremd ist - "humani nihil a me alienum puto" ["Ich denke, nichts Menschliches ist mir fremd", vom römischen Dramatiker Terance].

Normalerweise stört das Bewusstsein immer die Wasser des Geistes, die dunkel und stürmisch sind und die Tiefen verbergen. Aber wenn du sie für eine Weile sich selbst überlässt, setzt sich der Schlamm und mit zunehmender Klarheit siehst du die Grundlagen des Lebens und alle Bewohner der Tiefe. Du kannst auch andere Dinge sehen. "Zwei Männer sahen in einen Teich. Sagte der eine: "Ich sehe eine Menge Schlamm, einen Schuh und eine alte Dose. Der andere sagte: "Ich sehe all das, aber ich sehe auch die herrliche Spiegelung des Himmels.""

Denn das Unbewusste ist, wie manche meinen, kein mentales Verweigerungsschema; es ist einfach ungehinderte Natur, dämonisch und himmlisch, schmerzhaft und angenehm, hässlich und schön, grausam und mitfühlend, destruktiv und kreativ. Sie ist die Quelle des Heldentums, der Liebe und der Inspiration sowie der Angst, des Hasses und des Verbrechens. In der Tat ist es, als ob wir ein genaues Abbild der Welt, die wir um uns herum sehen, in uns trügen, denn die Welt ist ein Spiegel der Seele, und die Seele ein Spiegel der Welt. Wenn du lernst, das Unbewusste zu fühlen, fängst du an, nicht nur dich selbst, sondern auch andere zu verstehen, und wenn du auf menschliches Verbrechen und Dummheit schaust, kannst du mit echtem Gefühl sagen: “There but for the Grace of God go I.” (Ein mittelalterliches englisches Sprichwort, welches bedeutet: Ich kann dir sehr gut nachempfinden, wie’s dir geht, dennoch bin ich dankbar, dass ich nicht in deiner Haut stecke.)

Kernfragen zur Reflexion: Was hältst du von der Vorstellung, dass die Welt die Seele widerspiegelt und die Seele die Welt? Kannst du eine persönliche Geschichte über eine Zeit erzählen, in der du tief empfunden hast, dass dir kein Aspekt des menschlichen Lebens fremd war? Was hilft dir, ein empathisches Gefühl für andere zu entwickeln, sodass du dich zutiefst in andere hineinversetzen kannst?


 

From "The Meaning of Happiness: The Quest for Freedom of the Spirit in Modern Psychology and the Wisdom of the East."


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